Ihr Lieben,

nachdem wir unsere Flitterwochen nun auf Madeira – statt wie ursprünglich mal geplant Hawaii – verbracht haben, habe ich eines festgestellt: Madeira ist unglaublich unterschätzt als Reiseziel. Und bietet dabei fast alles, was Hawaii auch zu bieten hat, nur vielleicht einen Ticken kleiner. Eigentlich war geplant, in den 10 Tagen hauptsächlich zu entspannen und ab und an mit dem Mietwagen sehenswerte Orte anzufahren. Daraus wurden letzten Endes zwei Tage am Pool und die restlichen Tage haben wir uns voller Wanderungen und Tagesausflüge gepackt weil es so viel zu sehen gab. Und wir hätten noch länger bleiben können. Aber von Anfang an in diesem kleinen Guide für Madeira…

Geflogen sind wir knapp 4 Stunden von Frankfurt nach Funchal mit Condor. Das klappte auch alles super problemlos (trotz Corona und Kleinkind). Natürlich ist es anstrengend mit Kleinkind, zumal Liam nicht mehr so klein ist, dass er so viel schlafen würde. Und irgendwann lässt eben die Geduld nach, da muss man irgendwie mit Bespaßung, Büchern und Snacks versuchen halbwegs gut durchzukommen. Ging aber. Bereits vorab hatten wir uns dann doch dazu entschieden, direkt für an den Flughafen einen Mietwagen zu bestellen und diesen die 10 Tage zu behalten; eine kluge Entscheidung, die ich jedem empfehlen kann, weil man so viel flexibler ist und es so viel zu sehen gibt. Den Mietwagen hatten wir über Madpoint gemietet und waren super zufrieden mit dem unkomplizierten Service. Der Flughafen und der Parkplatz davor sind überschaubar, man findet also alles sehr gut. Mit dem Mietwagen ging es dann zu unserem Hotel, dem Alto Lido in Funchal. Das Hotel wurde erst renoviert, ist super modern, mit schönem Poolbereich und versetztem Meerblick. Man ist halt schon halbwegs städtisch, es ist aber trotzdem sehr ruhig. Und man hat super Möglichkeiten, abends direkt vor Ort lecker essen zu gehen oder sich im Supermarkt einzudecken. Unser Studio-Zimmer hatte eine Küche, wovon ich ansich kein großer Fan bin. Aber für Urlaub mit Kind – und wenn man tagsüber so lange unterwegs ist – war es wirklich super praktisch. Generell kann ich das Hotel Alto Lido absolut weiterempfehlen, da die Angestellten sehr nett und immer bemüht waren und sich auch alle immer sehr lieb um Liam gesorgt haben. Zudem ist es sehr gepflegt, was mir sehr wichtig ist. Und es gibt eine Tiefgarage für Mietwagen.

Aber kommen wir nun zu den Dingen, die ihr euch auf Madeira unbedingt ansehen solltet:

Die Top 5 schönsten Wasserfälle

Madeira hat wunderschöne und spektakuläre Wasserfälle. Die Schönsten und Bekanntesten sind natürlich auch die, die recht human zu erreichen sind und dementsprechend macht es Sinn reht früh oder gegen Nachmittag erst dort zu sein. Manchmal braucht es auch einfach erfahrungsgemäß nur einige Minuten Geduld, bis ihr die Wasserfälle komplett für euch habt, da viele Touristen in Wandergruppen unterwegs sind und genau so schnell wieder gehen wie sie gekommen sind. Starten wir mit dem wohl schönsten Wasserfall, dem Caldeirao Verde, welcher allerdings auch am anstrengendsten zu erreichen ist. Los geht die Wanderung am Queimadas Parking Lot. Dort kommt ihr auch direkt an diesem niedlichen Cafe mitten im Wald vorbei und könnt dort nach eurer Wanderung noch toll verweilen. Und dann könnt ihr euch auf dem Weg zum Caldeirao Verde Wasserfall eigentlich gar nicht verlaufen, ihr folgt einfach ca. 7 km. den Lavadas. Die Wanderung ist super ebenerdig aber teils nicht unbedingt barrierefrei. Es geht durch 3 Tunnel, die teils so niedrig sind, dass selbst kleine Menschen wie ich sich dort den Kopf stoßen können. Heißt: Immer in geduckter Haltung bleiben und am besten Stirnlampen mitnehmen. Mit Handylampe gehts auch, ist aber schwieriger. Im Zweifel einfach auf andere Wanderer warten, die besser vorbereitet waren. 😉 Die Wege führen entlang ganz schmalere Pfade, immer den Abgrund rechts neben euch. Dafür gibt es aber Absicherungen. Also alles in allem eine abenteuerliche, recht lange Tour, für die ihr circa 4 Stunde einplanen solltet. Dafür lohnt sich der Blick auf den spektakulären Wasserfall, unter welchem sogar gebadet werden kann. Und machbar ist der Weg eigentlich für alle mit etwas Ausdauer, gutem Schuhwerk und ohne körperliche Einschränkung.

Sehr viel kürzer aber dafür umso anstrengender (wegen vieler Auf- und Abstiege) ist der Weg zum 25 Fontes Wasserfall. Auch hier empfiehlt sich festes Schuhwerk und gute Ausdauer. Dafür geht die Levada-Wanderung ab dem Rabacal-Tal nur 2,5 km. Der Parkplatz liegt oberhalb, alle 20 Minuten fährt von hier aus ein Shuttle Bus, den ich zumindest für den Rückweg wählen würde. Zu Fuß sind es ins Tal runter circa 20 Minuten, wieder den steilen Hang hoch eher 50 Minuten. Das war uns dann doch zu viel, zumal die Wanderung selbst durch die Aufstiege und Abstiege schon anstrengend genug ist. Der Wasserfall ist um die Mittagszeit wohl recht gut besucht, wir waren gegen 15 Uhr dort und hatten ihn komplett für uns.

Sehr leicht zu erreichen ist dafür der Cascata dos Anjos in Ponta do Sol. Er liegt direkt an der Straße und man kann mit dem Auto durch fahren. Dementsprechend ist er aber auch recht gut frequentiert, mit ein wenig warten und gegen Abend wird es aber meistens ziemlich leer. Dort haben wir dann auch die letzten Sonnenstrahlen eingefangen. Bei allen Wasserfällen, und eben auch bei diesem, gilt: in trockeneren Zeiten führen sie teils weniger Wasser, das ist sicher nicht verkehrt im Hinterkopf zu behalten und vorher zu recherchieren.

Ein sehr spektakulärer Wasserfall liegt im Norden der Insel bei Seixal und ist nicht direkt erreichbar. Die Straße ist wegen Erdrutschen mittlerweile gesperrt. Fahrt also den Miradouro do Veu da Noiva an, von dort habt ihr eine tolle Aussicht auf den Wasserfall, der direkt von den Klippen ins Meer fließt. Und darüber hinaus eine tolle Vogelperspektive auf das Meer.

Und zu guter Letzt ein recht kleiner unscheinbarer Wasserfall, den ich aber wegen seiner Lage und seiner „Instagram-Tauglichkeit“ mit rein nehmen würde: der Wasserfall am Seixal Beach. Dort gibt es einen kleinen Strandabschnitt mit schwarzem Sand (einer von wenigen Stränden auf der ganzen Insel) und an den hinteren Klippen/Felsen fällt ein kleiner Wasserfall runter, direkt auf die Steine am Strand. Er wird aber wohl weniger frequentiert, ganz hübsch fand ich ihn aber allemal, wenn man ohnehin in Seixal ist. Auch die Hütte gegenüber des Strandes fand ich sehr süß und ich liebe ja generell Lavastrände. Kann man also machen. Vor allem um es mit den nachstehenden Tipps zu verbinden…

Natural Pools & Kulturerbe

Seixal ist nämlich eigentlich für etwas anderes bekannt: die Natural Pools. Davon gibt es gleich mehrere und alle sind kostenlos. Besonders toll sehen die Pools in Drohnenaufnahmen aus und es ist schon sehr besonders, im Natursteinbecken zu baden, das tosende Meer um einen herum. Ihr könnt bis fast direkt davor fahren, allerdings geht es durch schmale Straßen und die Pools sind etwas versteckt. Wir haben ehrlicherweise 3 Anläufe gebraucht, um den richtigen Weg zu finden. Wer es etwas geordneter mag, der kann aber auch nach Porto Moniz fahren, dort gibt es einen sehr schönen Natural Pool, der allerdings ein wenig Eintritt kostet. Die Anlage ist aber auch toll gemacht, wir haben sie nur mal von oben fotografiert, da wir mit Kind da nicht unbedingt rein wollten wegen der Wellen.

Ebenfalls im Norden gelegen sind die Casas Tipicas in Santana. Diese liegen am Rathausplatz und sind kostenlos frei zugänglich. Was wir vorher allerdings nicht wussten und deswegen erst mal in den Parque Tematico gelaufen sind, der zwar keinen Eintritt kostete, allerdings auch nichts Sehenswertes bot und in dem auch außer uns keine anderen Touristen waren. Kann man sich also sparen. Um die Casas zu sehen, könnt ihr bis fast vorne dran fahren und am Straßenrand parken, müsst aber ggf. Ein bisschen Zeit mitbringen, bis ihr die Häuser für euch habt. Es handelt sich dabei um Nachbauten der ehemaligen Madeira-Häuser mit Reetdach, ein paar wenige finden sich auch noch vereinzelt auf der Insel. Aber als kleinen Einblick eignen sich diese Hütten sehr gut und ein schönes Fotomotiv sind sie auch. Ob man sie sehen muss, mag dahin gestellt sein. Andererseits sind die Entfernungen auf Madeira auch recht gering, sodass es nicht so ärgerlich ist, wenn sich etwas doch nicht lohnen sollte. Die Hütten lassen sich übrigens auch super mit der Caldeirao Verde Wanderung verbinden.

Aussichtspunkte und Berge

Madeira ist so hügelig und steil und schroff, dass es zahlreiche Aussichtpunkte und Berge gibt. Der bekannteste Berg ist wohl der Pico de Arieiro, der sich besonders zum Sonnenaufgang lohnt. Dann hängt der Nebel noch zwischen den Bergen, bis die Sonne den Blick auf die Ebenen freigibt. Parken könnt ihr direkt ganz oben am Café, zieht euch aber richtig warm an, da es morgens schon mal fast winterlich kalt sein kann. Vom Cafe aus gibt es mehrere Wanderungen, die unterschiedlich weit sind. Wir sind nur eine kleine gelaufen, da wir den Rest des Tages ein bisschen entspannen wollten. Die Aussicht ist jedenfalls einmalig schön und einfach nur atemberaubend. Und dann noch danach einen Café auf der Terrasse zu trinken und sich zu wärmen fühlt sich einfach perfekt an.

Ein weiterer empfehlenswerter Aussichtspunkt ist die Levada Wanderung Dos Balcoes. Sie geht gerade mal 1,5 km flach durch den Wald und ist für jeden geeignet. Am Ende der Wanderung kommt ihr auf eine Aussichtsplattform mit Blick über die Berge und bis zum Meer. Und das Beste: ihr könnt dort Buchfinken füttern. Ihr braucht nur etwas Vogelfutter (bekommt ihr im Café auf halber Strecke) und die Hand still hinhalten. Und man braucht eben Geduld. Und am besten einen ruhigeren Zeitpunkt, da es leider sehr voll werden kann an dem Balkon. Wir waren insgesamt ca 1 1/2 unfassbare Stunden da, bis wir alle Fotos hatten, die wir wollten, ohne viele Leute im Bild. Das ist eben der Nachteil an leichten Wanderungen. Trotzdem würde ich jederzeit wieder dorthin.

Wer nicht die komplette Strecke zum Praia São Lourenco laufen möchte, der bekommt auch schon einen tollen Aussichtspunkt am Ponta do Rosto geboten. Dort schaut ihr auf wunderschöne rote Klippen, das Meer und die Landzunge, welche herausragt. Und das Beste: man kann direkt davor parken und den Sonnenuntergang oder Aufgang entspannt genießen. Wer Lust auf eine längere Wanderung hat, ist aber sicher auch mit einer Tour bis zum Miradouro Ponta do Furado glücklich. Man sollte dann nur genug Proviant und Sonnenschutz mitnehmen, da die Landschaft recht karg ist und es keine Cafés, Unterstände, Straßen oder sonstiges dort gibt.

Wohin ich allerdings nicht mehr würde (also klare Anti-Empfehlung) ist der Miradouro do Espigao. Das Holzgatter wurde mittlerweile durch ein rotes Stahlgatter ersetzt und die Aussicht ist auch nicht wirklich spektakulär. Dafür müsst ihr sehr weit ab von allem fahren, daher war es Eine umso größere Enttäuschung für uns.

Die Hauptstadt Funchal

Da unser Hotel in Funchal lag, war schnell klar, dass wir auch die Stadt ein wenig erkunden wollen. Wir sind ja aber ohnehin nicht so die Stadtmenschen, weswegen wir uns auf die wesentlichen Punkte beschränkten: Das Viertel Monte mit seinen Korbschlitten und den Parks sowie der wunderschönen Kathedrale. Und die Altstadt mit ihren niedlichen Straßen und der vielen Kunst. Funchal ist eine wirklich schöne und sehr gepflegte Stadt, die auch einen Besuch wert ist. Allerdings empfanden wir einen Tag dafür absolut ausreichend.

Nun, das waren sie auch schon, meine Tipps und Fotos von Madeira. Ich hoffe ich konnte euch von der schönen Blumeninsel überzeugen und ihr hattet viel Spaß beim Lesen 🙂

%d Bloggern gefällt das: