Ihr Lieben,

Nun ist unser Umzug nach Norddeutschland auch schon wieder 3 Monate her. Und ich dachte, damit wäre auch der perfekte Moment da, mal ein kurzes Update zu geben, wie es uns geht, was es Neues gibt,etc. Wir sind gut angekommen hier oben. Wir haben eine schöne Wohnung gefunden, deren Wohnzimmer zwar viel kleiner als das vorherige ist, dafür aber ein Kinder- und ein Gästezimmer besitzt. Wenn wir alle Räume komplett fertig haben gibt es auch mal wieder eine Roomtour. Wir wohnen jetzt in Ricos Heimatort, hier gibt es alles was man braucht: Kita, Einkaufsläden (fußläufig zu erreichen), Ärzte. Gleichzeitig jede Menge Natur, kaum dass man 5 Minuten gelaufen ist. Man kann sich hier wohlfühlen. Es ist ein Ort für Familien mit Kindern, für Menschen, die nicht komplett ab vom Schuss aber auch nicht städtisch leben wollen. Perfekt für Menschen wie uns…

Ich kannte den Ort schon von unseren letzten Besuchen hier oben. Und als mir Rico das erste Mal zeigte, wo er aufgewachsen ist, da schlich sich irgendwie der Gedanke ein: Hier könnte ich auch unsere Kinder mal aufwachsen sehen. Zwischen den idyllischen Backsteinhäusern, mit viel Natur und Seen und dem Meer nicht weit weg. Wir könnten an den Wochenenden an den Strand statt an den Baggersee fahren und unser Haus im Landhausstil einrichten und es würde immer ausstrahlen: Hier gibt es Geborgenheit und ein zu Hause.

Da lange Zeit keine Stellen ausgeschrieben waren, hatten wir den Gedanken eigentlich auch fast wieder verworfen. Und dann kam da auf einmal die Chance. Rico arbeitet jetzt im Tagdienst und ich muss nicht mehr an den Feiertagen ohne ihn zur Familie. Das gibt uns unheimlich viel Lebensqualität und lässt uns weniger aneinander vorbei leben. Denn ich verbringe immer noch am liebsten all meine Zeit mit ihm, einfach weil Rico ein Mensch ist, der so angenehm und lustig und entspannt ist, dass man ihn einfach immer um sich haben möchte. Einer dieser Menschen, die einem gut tun. In sofern hat uns der Umzug viel Gutes gebracht. Die Anfangszeit war noch recht hart, ich hatte schließlich sehr kurzfristig und ungeplant eine Stelle bekommen, wir waren aber noch nicht mal umgezogen. Da sind 15 Stunden nur schwer machbar und man geht oft auf dem Zahnfleisch. Liam hat mittlerweile hier einen Kitaplatz, bei welchem er gerade in der Eingewöhnung ist. Ich kann mir gut vorstellen hier zu bleiben. Wir haben noch Ricos Trauzeugen hier, den wir gerne und häufiger sehen und gute Freunde von Rico. Mit Kind und Arbeit bin ich so gut ausgelastet, dass ich kaum dazu komme, mich einsam zu fühlen oder Heimweh zu haben. Ich dachte, es wäre schlimmer. So weit weg zu sein von der eigenen Familie und von den Freunden und lieb gewonnen Kollegen. Ich versuche langsam, hier Kontakte aufzubauen und zu pflegen und gleichzeitig die Kontakte zu meinen Freunden und Bekannten in der „Heimat“ zu halten. Das ist oft nicht so einfach. Und manchmal kommen sie dann doch ganz kurz; die Momente, in denen ich mich mal einsam fühle. In denen ich merke, dass ich hier eben recht alleine bin, wenn Rico und Liam nicht gerade da sind. Ich kann mich nicht spontan mit Helena treffen und mich mit ihr über „der Bachelor“ austauschen, ich kann nicht zu Celine fahren, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, ich kann nicht meine Mama bitten, schnell mal vorbei zu kommen, wenn ich Migräne habe. Es fühlt sich wie ein zu Hause an, aber eben noch nicht wirklich vertraut. Noch nicht nach Heimat. Auch wenn das natürlich auch etwas ist, was man nach 3 Monaten noch nicht erwarten kann. Neue Freundschaften müssen sich aufbauen. Ob wir hier dauerhaft bleiben werden, so ganz für immer, werden wir sehen. Aber für den Moment passt hier soweit alles. So ungefähr fühlt sich das an, so weit weg von der Heimat und der Familie zu sein. Ich telefoniere und schreibe häufiger mit meiner Familie, das hilft natürlich, sich immer auch nah zu fühlen. Wir fahren immer mal wieder „runter“, meine Mama kommt hin und wieder zu uns. Wir sind nicht aus der Welt und die Welt ist ohnehin in den letzten Jahren gefühlt kleiner geworden; wenn man regelmäßig die Strecke von 7 Stunden fährt, nur für 2 Tage Familie sehen. In sofern kann man sicher sagen: Es ist leichter, wegzuziehen, als man immer denkt, aber oft auch schwerer, als man es sich wünscht. Und wer weiß, vielleicht wird sich das hier alles auch irgendwann wie Heimat anfühlen. Und wenn nicht, gibt es immer einen Weg zurück.

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